Dienstag, 26. Oktober 2010

Der Mensch denkt und Gott lenkt. Aus dem Tagebuch einer Vortragende.

Der Mensch denkt und Gott lenkt! Wieviel Wahrheit steckt hinter diesen Worten. Den Sonntag in München hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Am Vormittag im Schwimmbad, mittags bei meinem Verleger Dr. Fleissner, nachmittags wieder einpacken und die entsprechenden Vorbereitungen auf  die nächsten Termine in Baden-Württemberg treffen. Aber Gott lenkt. . . Im Schwimmbad  brach mein Mann zusammen und er musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Und so was ausgerechnet fern der Heimat. Die weissen Wände  der Krankenhäuser sind überall gleich, putzig,  sauber und kahl. Aber wenn ganz alleine dort ist, ist alles  unheimlich. Plötzlich stand ich  vor vollendeten Tasachen: Mein Mann musste  dort bleiben. Man konnte nicht feststellen, was er hatte: Hohes Fieber, Infekt, Herz, Lungen, Leber, Galle, Milz. . .- Beschwerden  -Gott sei Dank- alles  ausgeschlossen.
Dank  dem Arzt in der Notaufnahme Dr. Kohlmann, den Schwestern, die sich sehr um ihn und um mich als Mitleidtragende bemüht haben, konnte ich am Abend zurück zu unseren Freunden Gitti und Werner gehen, wo ich übernachtete. Telefonanrufe kamen und gingen: Mein Verleger wollte wissen, wie es meinem Mann ging, unsere Münchner Freunde, unsere Kölner Freunde,  auch aus Kaufbeuren, aus Berlin, Wien, London u.s.w. Alle wollten uns helfen!. Aber wie kann man  in solchen Fällen helfen. Plötzlich steht man da, konfrontiert mit einer Tatsache und tausend Gedanken  im raschen Tempo gehen durch den Kopf. Selbstverstänlich keine Guten, obwohl  man in diesen Momenten    immer an Gutes und Positives denken sollte.
Interessant! Im Krankenhaus wusste Dr. Kohlmann wer ich bin. Er hatte  irgendwann von meiner Arbeit gehört und sofort meinen Namen mit Argentinien  assoziiert. Mitten  der Traurigkeit  fand ich seine Worte wohltuend.
Die Nacht war lang und  teils  besiegte mich die Müdigkeit, teils  war  ich wach. Wer hätte  in so einer Situation ruhig einschlafen  können?
Am nächsten Morgen schnappte ich den Bus um 7.26 Uhr in Richtung Pasing zum Krankenhaus. Schulkinder  machten die Atmosphäre im Bus  lustiger und wärmer. Kleine Wesen, bei denen ich versuchte  die Züge von Facundo  zu entdecken, seine Stimme, seine Art und Weise, aber nichts habe ich  gefunden, nur der Gedanke an meinen Mann  trommelte in meinem Kopf. Ich mag Kinder sehr, habe sie immer gemocht. Schon als kleines Mädchen spielte ich mit anderen Kindern  als Mutter oder Lehrerin. . . Es war viel Stau, viel Verkehr und der 161  durchschlauchte  sich langasam durch die verregneten Strassen. Scapinelli Strasse! Endlich  konnte ich aussteigen. Der Weg zum Krankenhaus  schien mir  eine Ewigkeit  gedauert zu haben.
Als ich auf der Station war, hörte ich  noch vom Gang die Stimme meines Mannes im Zimmer zu ertönen. Das hat mich sehr beruhigt! Er versuchte sich  in seinem Hackdeutsch mit dem Mitpatienten zu sprechen. Seine Stimme klang gut und laut, als ob er sich schon erholt hätte.  Nach einem kurzen Gespräch mit der Chefärztin Frau Prof. Dr. Mayinger war ich  viel erleichtert. Es sollten noch ein paar Untersuchungen  durchgeführt werden und wenn alles in Ordnung sei, würde mein Mann  schon am Mittag entlassen. Und Gott lenkt. . . am Mittag durfte er  nach Hause gehen. Aber wo ist das Zuhause?  Unsere  liebe Freundin Gitti  hat uns abgeholt. Zuhause ist dort, wo man sich wohl fühlt, wo man liebe Freunde hat und wo man liebt und  geliebt wird. . .
Die Behandlung im Krankenhaus war hervorragend: Dr. Kohlmann, Frau Prof. Dr. Mayinger, die Schwestern der Station 7A, Herr Streitel, Frau Krausse haben veranlasst, dass aus  einem   Schreck eine Anekdote mit einem Happy End wird.
Nun  sind wir in Nürtingen und ich bereite mich auf  meine nächste Veranstaltung in Filderstatt vor.