Freitag, 23. September 2011

Die Frau an Schindlers Seite

Erika Rosenberg hat das Leben von Emilie Schindler, der Frau von Oskar Schindler, aufgezeichnet. In der AKS sprach sie über die stille Heldin.

Schüler betrachten die Dokumente aus Schindlers Leben.	Foto: jr

Kronberg. Romy Schneider hätte Emilie Schindler spielen sollen, und Richard Burton Oskar Schindler. Das sahen die Pläne für einen Film vor, der in den 1960er Jahren über das Ehepaar gedreht werden sollte. Das Drehbuch hatte Oskar Schindler selbst geschrieben, und seiner Frau darin viel Platz eingeräumt. Ganz anders als in "Schindlers Liste", dem Erfolgsfilm von Steven Spielberg.

Erika Rosenberg, Journalistin und Historikerin aus Buenos Aires, ist es ein Anliegen, die Erinnerung nicht nur an den "unbesungenen Helden" Oskar Schindler wachzuhalten, sondern auch das Bild von seiner Frau Emilie geradezurücken. "Emilie war nicht die Frau in seinem Schatten, sondern die Frau an seiner Seite", stellte Rosenberg bei einer Veranstaltung in der Altkönigschule klar, bei der Dokumente aus dem Leben der Schindlers präsentiert wurden. Erika Rosenberg war mit Emilie Schindler bis zu deren Tod 2001 befreundet, half der alten Dame, ihren Wunsch zu erfüllen, den Lebensabend in Deutschland zu verbringen. 70 Stunden Interviews hat die Argentinierin, Tochter jüdischer Eltern, die Deutschland in den 1930er-Jahren verlassen mussten, mit Emilie Schindler aufgezeichnet. 2012 will sie ihr nächstes Buch veröffentlichen, das die Geschichte von Schindlers Helfern erzählt.

Schindlers halfen 1200 Juden zu überleben. Oskar Schindler war Fabrikdirektor, konnte die Arbeitskräfte unter seinen Schutz stellen. Er und seine Frau riskierten ihr Leben – und gaben 2,6 Millionen Reichsmark dafür aus. "Hätten Sie das gemacht?", fragte die Biografin von Emilie Schindler in die Runde, zu der sich zahlreiche Schüler zusammen gefunden hatten.

Vokabel-Liste

Nach dem Krieg hatten die Schindler jede Menge wirtschaftliche Probleme. Deutschland verließen sie 1947. Die Einschiffungskarten nach Lateinamerika finden sich ebenso in der Ausstellung wie die Vokabel-Liste für den Neustart auf dem spanischsprachigen Kontinent.

Schon in den 1950er-Jahren hatte Schindler vorgeschlagen, einen Film über die Rettung der Juden zu drehen, doch Fritz Lang habe ihm geantwortet, dass er wohl keinen Amerikaner finden würde, der einen Film über einen guten Deutschen finanzieren würde. Warum das Filmprojekt in den 1960er-Jahren auch nicht klappte, ist nicht überliefert. Erika Rosenberg weiß jedoch, dass sich Oskar Schindler bemühte, sein Drehbuch wiederzubekommen. Allerdings ohne Erfolg.

Die Ausstellung hat Erika Rosenberg mit in die internationale Jugendbegegnungsstätte nach Kreisau (Polen) genommen. Sie begleitet die Schüler bei ihrer Klassenfahrt dorthin. Mit dabei sind dann auch Schüler aus Las Palmas.öp (öp)

Artikel vom 04. September 2011, 21.00 Uhr (letzte Änderung 05. September 2011, 04.09 Uhr) http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/vordertaunus/die-frau-an-schindlers-seite_rmn01.c.9181771.de.html