Freitag, 30. November 2012

Was "Schindlers Liste" nicht erzählt

Geretsried - Über das Leben von Emilie und Oskar Schindler referierte die Autorin Erika Rosenberg vor 150 Schülern im Gymnasium Geretsried.

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Hinter einem starken Mann steht immer eine noch stärkere Frau.“ Erika Rosenberg über Emilie Schindler

„Warum habe ich keine große Familie?“ Diese Frage hat sich Erika Rosenberg ihr Leben lang gestellt. Die heute 61-Jährige kam in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires zur Welt. Dorthin waren ihre Eltern - die Mutter war Ärztin, der Vater Jurist - im Jahr 1936 aus Deutschland geflüchtet. Was mit ihren Verwandten geschehen war, konnten oder wollten sie der Tochter nicht erzählen.

Erst eine zufällige Begegnung im Jahr 1990 öffnete der Historikerin und Dozentin jüdischer Abstammung die Augen. Im Zuge von Recherchearbeiten für ein Buch über Einwanderer nach Argentinien lernte sie die damals 83-jährige Emilie Schindler kennen, die Frau von Oskar Schindler. Das Ehepaar, dem 1200 Juden ihr Leben verdanken.

Anhand von kurzen Texten und Original-Fotos veranschaulicht Rosenberg den Schülern, wie es dem Paar 1944 gelang, knapp 1200 Juden vor dem Abtransport ins Konzentrationslager Auschwitz zu retten. „799 Männer und 299 Frauen standen drauf“, sagt die Rednerin und deutet auf eine Abbildung der ersten Seiten von Schindlers Liste.

Dass der Spielberg-Film „Schindlers Liste“ 1993 zum Welterfolg wurde, erlebte sein Namensgeber nicht mehr. Oskar Schindler starb 1974 im Alter von 66 Jahren, seine Frau Emilie lebte bis 2001. Sie gab Erika Rosenberg einen Einblick hinter die Kulissen. „Hinter einem starken Mann steht immer eine noch stärkere Frau“, beschreibt die Autorin das Verhältnis des Paares, das nach dem Krieg nach Argentinien auswanderte. In vier Büchern beschreibt sie detailgenau das Leben der Schindlers. Ein besonderes Augenmerk legt sie dabei auf die Rolle von Emilie. „Sie stand keineswegs im Schatten ihres Mannes, sondern an seiner Seite.“ (cap)

merkur-online