Montag, 27. Oktober 2014

Dietfurt

Dietfurt. „Schindlers Liste“, vor zwanzig Jahren produzierte Steven Spielberg diesen Hollywood-Film. Er zeigt, wie der Lebemann, Mitarbeiter der Spionageabwehr in Nazi-Deutschland und spätere Fabrikbesitzer Oskar Schindler 1 200 Juden das Leben rettete. Die zweite Hauptperson, die zum Gelingen der Aktion mit ihm „Schulter an Schulter“ arbeitete, war seine Frau Emilie. Aber sie wird vielfach nicht erwähnt, ihre Verdienste würdigt man nicht, sie wird schlicht und einfach vergessen, selbst Filmemacher Spielberg nahm von ihr keine Notiz. Gegen das Vergessen von Emilie Schindler kämpft Professorin Erika Rosenberg aus Argentinien unermüdlich an, verfasst Bücher und hält viele Vorträge, so auch vor den Burschen und Mädchen der achten und neunten Klassen der MS Breitenbrunn und Dietfurt. Dabei las sie aus ihren Bücher vor, zeigte in einer Präsentation Bilder, Texte und Dokumente wie die berühmte Liste. 1990 traf die Referentin Emilie Schindler, es entstand eine enge, beinahe familiäre Bindung, während der neue Erkenntnisse zum Einsatz des Ehepaares Schindler zur Rettung von etwa 1200 jüdischen Zwangsarbeitern gewonnen wurden. Nach seinem Ausscheiden aus dem Geheimdienst pachtete und kaufte später Schindler eine Email-Waren-Fabrik in Krakau. Er beschäftigte Arbeiter aus dem Ghetto, dann aus dem Lager Plaszow. Eindringlich schilderte die Rednerin die schrecklichen Bedingungen des Lagerlebens unter Kommandant Amon Goeth. Später erwarben Emilie und Oskar Schindler eine Kistenfabrik und ein Glashütte, errichteten 1942 ein Arbeiterwohnlager für die Juden und entzogen sie dem Zugriff der Nazis. 1944 wurde das Lager Plaszow geschlossen. Daraufhin kaufte Schindler in Brünnlitz im heutigen Tschechien eine neue Fabrik. Er brauchte Arbeiter und Ordnungsmann Marcel Goldmann schrieb die berühmte Liste. Mit den Arbeitern und Maschinen ging es ins neue Werk, wo Kanonenhülsen hergestellt wurden, die von der Wehrmacht gekauft wurden. Emilie Schindler rette einmal allein 120 Juden, die eine andere Fabrik angefordert hatte, aber nicht mehr aufnahm. Alles Geld nahmen die Schindlers in die Hand, um für ihre Juden das Lebensnotwendige kaufen zu können. Nach dem Krieg kam das Ehepaar nach Argentinien und bewirtschaftete eine kleine Farm. Oskar Schindler ging nach Deutschland zurück, kämpfte um finanziellen Ausgleich für seine Fabriken und erhielt lediglich 46 000 DM. Obwohl geografisch getrennt, wurden Emilie und Oskar Schindler nicht geschieden. Für seinen Einsatz zur Rettung von Juden wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Er starb 1974 und ist in Jerusalem begraben. Emilie Schindler lebte in bescheidenen Verhältnissen, erhielt 1995 ebenfalls das Bundesverdienstkreuz und Erika Rosenberg erfüllte ihren letzten Wunsch. 2001 kehrten beide nach Deutschland zurück und Emilie Schindler starb im Oktober 2001, begraben ist sie in Waldkraiburg. Stellvertretender Schulleiter Alexander Pöppl versprach der Referentin, dass sich die Schüler in Geschichte weiter mit dieser Thematik beschäftigen werden. (ugr)