Mittwoch, 12. November 2014

Zeitungsbericht für Nabburg

 

TAG DES GEDENKENS

Mit seinem Film „Schindlers Liste“ hat der amerikanische Regisseur Steven Spielberg 1993 Oskar Schindler weltweit ein Denkmal gesetzt. Während des Zweiten Weltkrieges retteten Oskar Schindler und seine Frau Emilie gemeinsam ungefähr 1200 Juden vor der Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten.

Der Film zeigt sehr eindringlich und einfühlsam, wie Oskar Schindler, ein Industrieller aus Mähren, diese Juden rettete, indem er sie in seinem Rüstungsbetrieb einsetzte. Die geschickte Bestechung des Lagerkommandanten Amon Göth, der grausam und mit äußerster Härte im Vernichtungslager Auschwitz agierte, ermöglichte ihm die Beschäftigung der Juden als Arbeiter in seinen Fabriken. Des Weiteren versorgte das Ehepaar sie mit zusätzlichen Lebensmitteln und ließ sie medizinisch betreuen.

Für ihr außerordentlich humanitäres Engagement gingen die Beiden ein hohes Risiko ein. Dreimal wurde Oskar Schindler von der Gestapo (der Geheimpolizei der Nazis) verhaftet und verhört. Außerdem setzte das Paar für das Überleben „ihrer Juden“ sein gesamtes Privatvermögen ein.

Ab Herbst 1945 wohnten die Schindlers in Regensburg, ehe sie 1949 total verarmt nach Argentinien auswanderten. Viele Versuche, eine neue bürgerliche Existenz aufzubauen, scheiterten. 1957 kehrte Oskar Schindler, ohne seine Frau, nach Deutschland zurück und wurde erst in den 60er Jahren für seine Verdienste geehrt.

Gemäß unserem Leitbild als soziale Schule, eben als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, luden wir Frau Professor Erika Rosenberg bereits zum wiederholten Male ein. Dieser deutsch-argentinischen Publizistin und Schindler – Biografin gebührt der Verdienst, Emilies unterschätzten Anteil an der Rettung der 1200 Juden bekannt gemacht zu haben.

Erika Rosenberg wurde als Tochter deutscher Juden in Buenos Aires, Argentinien geboren. Ihre Eltern, ein Jurist und eine Ärztin, flohen 1936, noch vor dem Holocaust , über Paraquay nach Argentinien.

In einem ca. 2-stündigen Vortrag an der Naabtal-Realschule schilderte die Referentin ihr Kennenlernen von Frau Schindler, des Weiteren die Zusammenhänge im Film sowie den furchtbaren Holocaust durch die Nationalsozialisten. Frau Rosenberg erzählte auch von ihren intensiven Gesprächen mit Emilie Schindler, die zu einer Freundschaft mit ihr, aber auch zu über 70 Stunden Tonbandaufnahmen führten, aus denen Rosenberg 1997 die Biografie „In Schindlers Schatten“ fertigte. „Es ist unsere Plicht zu erzählen“, diesen Leitsatz aus der Pessach Haggada, der Erzählung vom Auszug der Israeliten aus Ägypten, hat sich Frau Professor Erika Rosenberg zu eigen gemacht. Deshalb unternimmt sie auch immer wieder Vortragsreisen, besonders gerne lehrt sie an den Schulen. Sichtlich beeindruckt waren die Schüler/innen der 10. Jahrgangsstufe; darüber hinaus war man sich einig, dass sich diese schrecklichen Geschehnisse niemals wiederholen dürfen.

„Wer nur einem Menschen das Leben rettet, rettet die ganze Welt,“ dieses Zitat aus dem Talmud erklärt der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog als „die Botschaft des zu Ende gehenden 20. Jahrhunderts an die kommende Generation.“

Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle auch noch ganz herzlich, bei der Friedrich-Ebert Stiftung, die uns bei dieser Veranstaltung großzügig unterstützt hat.

Nach dem Vortrag gingen die Schülersprecher zusammen mit der Referentin und ihrem Mann, dem Vertreter der Schulleitung HerrnThomas Spörer und ihren Lehrern Frau Gerda Bayer und Herrn Bernd Schöttl zu den Stolpersteinen in Nabburg . Dort wird die Erinnerung an deportierte und ermordete Mitglieder der jüdischen Familien Baum, Wilmersdörfer und Bruckmann wach gehalten. Frau Dr. Ziegler aus Nabburg verfasste darüber eine beeindruckende Schrift mit dem Titel „Gedenke und erzähle.“ Die Stolpersteine, sind in Beton gegossene Gedenktafeln, 10x 10x 10x cm groß, die vom Künstler Günter Demning entworfen wurden. Auf die Messingoberfläche wird der Name des Toten, sein Geburtsdatum und das Datum seiner Deportation und Ermordung graviert, ehe der Stein ins Trottoir eingelassen wird. Mit diesen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden.

Mittlerweile befinden sich rund 45.000 Steine nicht nur in Deutschland, sondern auch in 17 weiteren europäischen Ländern.

Sowohl dieser Gedenktag, als auch der in der Woche zuvor stattgefundene Gedenktag an den Fall der Mauer vor 25 Jahren, machte den Schülern den hohen Stellenwert von einem Leben in Demokratie und persönlicher Freiheit bewusst.

Anmerkung zu den Bildern :

Der Bürgermeister der Stadt Nabburg , Herr Armin Schärtl erklärte eindringlich und einfühlsam die Geschehnisse der Familien, denen die Stolpersteine gewidmet sind. Danach legte er zusammen mit dem 3. Bürgermeister Herrn Josef Götz und den Schülersprechern Lukas Lassmann, Emilie Klementa, Daniel Vetter sowie weiteren Schülern und Schülerinnen der Naabtal- Realschule an den Stolpersteinen weiße Rosen nieder und zündeten Kerzen des Gedenkens an. Auch ein Friedensgebet wurde gesprochen.

Gerda Bayer