Samstag, 6. Dezember 2014

Ein Bahnfahrt von Dessau nach München. . . und so viele Erinnerungen und Erlebnisse. Un viaje en tren de Dessau a Munich y tantos recuerdos y vivencias.

 

Unser Abschied von Dessau  am Bahnhof  hatte an sich nichts Besonderes, nur  das Übliche, wenn man sich von netten Menschen verabschiedet. Man denkt: Wieder so nette und liebe Menschen und   dann muss man wieder weg und um so mehr freut sich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Was  niemand  im Voraus  ahnen  konnte, war dass die Bahnfahrt mit dem ICE nach München  von Naumburg eine Art Alptraum  würde.  Wir sind in den ICE voller Freude eingestiegen nach München  zurückzufahren, wo wir  ein bisschen “Heimat” haben, ein bisschen “Zuhause”. München ist unser Bezugsort in der Zeit, wo wir  hier in Europa  aufhalten. Nachdem ich mich mit meinem Mann  José über dies und jenes austauschte, wollte ich  mit der Struktur eines neuen Projektes starten. Also  Laptop aus der Tasche herausnehmen, Akku anschließen, Steckdose unten am Sitz  tasten, einstecken, Laptop starten, hochfahren. Plötzlich fiel mir auf eine Durchsage, Zugbegleiter zum Wagen 24, und wenn es möglich ist, mit einem Arzt. Wir hatten Platzreservierungen für den Wagen 21, die der gute Christof Bayer in Dessau freundlicherweise besorgt hatte, aber da unser Zug von Leipzig nach München weg war, waren die Plätze auch weg, also wir fanden zwei freie Plätze im Wagen 24. Ich musste zur Toilette und  die zwei am Ende des Waggons waren defekt, also ich begab mich zum anderen Ende, in Fahrtrichtung. Ich glaube, das war mein Schicksal, das mitansehen zu müssen. Auf dem Boden lag ein Mann und man versuchte ihn zu überleben. Seine Frau weinte und zwei  gutwillige Fahrgäste hielten ihre Hände. In Lichtenfels hielt der ICE und nach einer Weile kamen  die Sanitäter, ein Arzt. Wieder eine Durchsage: “Wegen eines Unfalls konnte der Zug nicht weiterfahren, alle Passagiere mussten  aussteigen. . . Es besteht die Möglichkeit mit der Regio nach Nürnberg. . . .”

Wir stiegen aus und schon am Bahnsteig fragte ich einen Schaffner, der  auch aus dem Wagon ausstieg nach dem Befinden des Mannes: Es sah sehr schlecht aus! und nickte mit dem Kopf.

Schon  in der brechen vollen Regio, die schon sowieso  voll war, es war Feierabend , fiel uns  sehr schwer einen freien Platz mit unserem großen Koffer zu ergattern. Meine Gedanken kamen und gingen in ungeheurem Tempo und dieser schreckliche Vorfall im ICE erinnerte mich an den plötzlichen Tod meines Vaters vor vielen Jahren in Buenos Aires. Ich war 9 Jahre alt und in jenem Sommer war ich auf einem Camping Platz mit anderen Kindern an den Bergen. Als ich  zurückkam, war mein Vater tot. An  einem 14.Februar 1960 verabschiedete er sich von meiner Mutti mit den Worten: Heute komme ich  früher von der Arbeit zurück… Eine Stunde später schellte ein Polizist an der Tür und  brachte  die schreckliche Nachricht, mein Vater wäre tot. Er war auf der Straße  “vor einer Klinik” umgefallen, die Ärzte  in der Klinik wollten sich nicht kompromittieren lassen und haben ihn nicht  sofort behandelt. Als der Krankenwagen kam, war jede Hilfe zu spät. Immer habe ich gedacht, wenn mein Vater in Deutschland  gelebt hätte, hätte man ihn sofort behandelt.

Endlich kamen wir in München an. Mir ging es  schrecklich. gestern Freitag hätte ich vieles machen müssen, aber  alles hatte mich auf den Magen geschlagen und ich lag im Bett. Heute fühle ich mich wohler und sehe die Zukunft wieder voller Hoffnung entgegen.

Aus dem Tagebuch einer Autorin, die  gedacht hatte, mit der Vergangenheit sei ein Schlussstrich. . .