Mittwoch, 31. Mai 2017

Pressebericht in Ruhr Nachrichten. Artículo de prensa

d @ruhrnachrichten.de Lehrstunden in Zivilcourage Offizielle Schindler-Biografin arbeitete einen Vormittag mit Jeanette-Wolff-Schüler

MENGEDE. Diesen Vormittag werden die Stufen 9 und 10 der Jeanette-Wolff-Schule am Mengeder Markt so schnell wohl nicht vergessen. Denn wann hat man schon die Gelegenheit, mit der offiziellen Biografin des Ehepaars Schindler, das im Zweiten Weltkrieg 1200 jüdische Zwangsarbeiter vor dem sicheren Tod rettete, zu arbeiten? 70 Mengeder Hauptschüler hatten diese einmalige Chance am vergangenen Montag.


Der ungewöhnliche Geschichtsunterricht mit Professorin Erika Rosenberg-Band aus Argentinien begann morgens um 8 Uhr. Die Schüler waren mächtig aufgeregt – und gut vorbereitet. Den Film „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg, der 1994 in die Kinos kam, haben sie im Unterricht angeschaut, weitere Details über das mutige Wirken von Oskar und Emilie Schindler in Geschichtsbüchern und im Internet recherchiert. „Mit Frau Rosenberg-Band zu arbeiten, ist eine große Ehre für uns. Sie hat uns die Geschichte der Schindlers, ihre Zivilcourage, noch viel näher gebracht“, sagte Ayoub aus der neunten Klasse am Nachmittag im Mengeder Saalbau. Dort waren alle Ergebnisse ausgestellt, die die Schüler am Vormittag in zehn Workshops erarbeitet haben. Die Materialien dafür hatte Erika Rosenberg-Band, auch Nachlassverwalterin der Schindlers, mitgebracht – natürlich als Kopien. Sämtliche Originale befinden sich im Deutschen Museum in Bonn. Brief von Spielberg Die Sterbeurkunde von Oskar Schindler, Steven Spielbergs Brief an Emilie Schindler, die verspäteten Auszeichnungen für sie und viele andere Dokumente konnten die Schüler für ihre Arbeit nutzen. Ayoub war am Morgen im Workshop „Schindlers Fabrik in Krakau“. Baupläne, Versicherungsscheine, Bilanzen klebten an der Tafel. „Schindler hatte sogar ein Speisungsgebäude für die jüdischen Zwangsarbeiter, und er zahlte ihre Krankenkasse“, sagte der Neuntklässler. Die Schindlers hätten ihr eigenes Leben riskiert, um andere zu retten, das sei wirklich sehr beeindruckend, so Ayoub. „Das war sehr mutig, die meisten haben sich das ja nicht getraut“, meinten seine Mitschüler Sandra und Patrick. Ähnliches empfand Erika Rosenberg-Band vor fast 30 Jahren, als sie 1990 Emilie Schindler kennenlernte. „Isoliert und vergessen von Deutschland, Argentinien und Jerusalem“, berichtete die 65-Jährige. Eigentlich wollte die Schriftstellerin und Historikerin zu diesem Zeitpunkt ein Buch über Einwanderer in Argentinien schreiben. Dieses Vorhaben legte sie für 20 Jahre auf Eis. „Ich war so tief beeindruckt von Schindlers Leben, dass ich mich entschied, eine Biografie zu verfassen.“ Oskar Schindler war zu diesem Zeitpunkt bereits seit 16 Jahren tot. „Er war ein Lebemann, der aber im richtigen Moment ein großes Herz bewiesen hat“, so Rosenberg-Band. Gegen das Vergessen Mit einem öffentlichen Vortrag im Saalbau über Mut und Courage in trostlosen Zeiten, über unbesungene Helden im Widerstand und gegen ihr Vergessen endete der Besuch Erika Rosenberg-Bands in Mengede. Von hier ging es für die Schriftstellerin weiter nach Heilbronn, Erfurt, München und Stuttgart. Im Gepäck ihr Appell: auch in schlimmen Zeiten nicht wegschauen und Zivilcourage beweisen. So wie die Schindlers. Beate.Doennewald @ruhrnachrichten.de Lehrstunden in Zivilcourage Offizielle Schindler-Biografin arbeitete einen Vormittag mit Jeanette-Wolff-Schülern MENGEDE. Diesen Vormittag werden die Stufen 9 und 10 der Jeanette-Wolff-Schule am Mengeder Markt so schnell wohl nicht vergessen. Denn wann hat man schon die Gelegenheit, mit der offiziellen Biografin des Ehepaars Schindler, das im Zweiten Weltkrieg 1200 jüdische Zwangsarbeiter vor dem sicheren Tod rettete, zu arbeiten? 70 Mengeder Hauptschüler hatten diese einmalige Chance am vergangenen Montag. Lehrer Claudius Bambeck (l.) hatte Erika Rosenberg-Band (r.) nach Mengede eingeladen. Die Schüler Patrick, Sandra und Ayoub (v.l.) waren von der Zusammenarbeit mit der Schindler-Biografin aus Argentinien sehr angetan. RN-FOTO DÖNNEWALD Erika Rosenberg-Band wurde als Tochter deutscher Juden in Buenos Aires, Argentinien, geboren. Ihre Eltern, ein Jurist und eine Ärztin, flohen 1936, noch vor dem Holocaust, über Paraguay nach Argentinien.