Donnerstag, 4. Mai 2017

Veranstaltung in Fribourg/ Schweiz. Eine wunderschöne Erinnerung. Conferencia enFriburgo, Suiza,un recuerdo maravilloso.

Als «Judenretter» ging Oskar Schindler in die Geschichte ein. Welche Rolle seine Gattin Emilie beim riskanten Unterfangen spielte, ging nicht zuletzt im Spielfilm «Schindlers Liste» vergessen. Biografin Erika Rosenberg klärte gestern die
Machte mit ihrem Besuch in den neunten Klassen der DOSF Geschichte erlebbar: Schriftstellerin und Biografin Erika Rosenberg.
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DOSF-Klassen darüber auf.
In Israel wurde am Montag anlässlich eines Gedenktages zum 66. Mal an die Opfer des Holocausts erinnert. Zwei Minuten lang heulten im ganzen Land die Sirenen, und die Menschen gedachten still den rund sechs Millionen Juden, die während des Zweiten Weltkriegs durch die Nationalsozialisten umgebracht worden waren. Der Holocaust war gestern auch Thema unter den Neuntklässlern der Deutschsprachigen Orientierungsschule Freiburg (DOSF).
Im Zentrum des Thementages standen dabei die stillen Helden eines der düstersten Kapitel der europäischen Geschichte – Menschen, die sich mit viel Mut und Zivilcourage gegen die tobende Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten zur Wehr gesetzt haben; Menschen wie Oskar und Emilie Schindler. Über die Taten des deutschmährischen Ehepaares erfuhren die Neuntklässler aber nicht aus einem Geschichtsbuch, sondern aus den Schilderungen eines von weither angereisten Gastes: Erika Rosenberg-Band.
«Meine beste Freundin»
Die in Argentinien lebende deutsche Schriftstellerin, Journalistin, Dolmetscherin und Biografin Rosenberg ist auf ihrer Reise durch die Schweiz in diesen Tagen an insgesamt vier Schulen zu Besuch, um von ihrer «besten Freundin» Emilie Schindler zu berichten. «Ich war gerade dabei, für ein Buch zu recherchieren, als ich sie 1990 kennenlernte», erinnerte sich Erika Rosenberg im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern an ihr erstes Treffen mit Emilie Schindler zurück. Die intensiven Gespräche zwischen den beiden Frauen führten nicht nur zu einer engen Freundschaft, sondern auch zu über 70 Stunden Tonbandaufnahmen.
«Obwohl meine jüdischen Eltern selber vor den Nationalsozialisten nach Südamerika fliehen mussten, wurde der Holocaust in unserer Familie nie thematisiert», erklärte die 65-Jährige. Deshalb habe sie gebannt gelauscht, als ihr Emilie Schindler davon erzählte, wie sie an der Seite ihres Mannes Oskar zur Zeit des Zweiten Weltkriegs 1200 jüdischen Gefangenen Schutz gewährte und so vor der Deportation nach Auschwitz bewahrte.
Dabei sei die Geschichte des Emailwarenfabrikanten und seiner Gattin «nicht nur die Geschichte einer unbesungenen Heldin», wie Erika Rosenberg betonte:
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«Es ist auch eine Liebesgeschichte.» Sie erzählte davon, wie sich die ehemalige Nonnenschülerin Emilie abgöttisch in den draufgängerischen Frauenheld Oskar verliebte. Davon, wie sie ihm alle Frauengeschichten verzieh. Und davon, wie Oskar Schindler über Jahre von der Mitgift der Heirat mit Emilie lebte und diese sich nicht getraute, ihren Eltern davon zu erzählen. Oskar Schindler sei in vielerlei Hinsicht bestimmt kein sonderlich anständiger Mann gewesen, sagte Erika Rosenberg: «Aber in einem Punkt war Oskar ebenso heldenhaft wie Emilie: Er war mutig und hatte ein grosses Herz.»
Fiktion und Geschichte
Und Oskar Schindler konnte sich stets der Unterstützung einer starken Frau sicher sein. «Um die Emailwarenfabrik in Krakau kaufen zu können, in der das Ehepaar später Juden vor den Schergen des Naziregimes beschützte, ist Oskar einmal mehr auf die finanzielle Unterstützung der Familie seiner Gattin angewiesen gewesen», sagte Erika Rosenberg.
Hierbei unterscheide sich die tatsächliche Geschichte von der Handlung des weltbekannten Spielfilms «Schindlers Liste», in der Oskar Schindler das Geld von einer im Untergrund agierenden jüdischen Organisation erhält. «Es ist nicht die einzige Szene, in welcher der Film von der historischen Realität abweicht.»
Den Vergleich zwischen historischen Fakten und filmischer Umsetzung griff Erika Rosenberg denn auch gleich auf, um die Jugendlichen für einen kritischeren Umgang mit Quellen zu sensibilisieren: «Geschichte ist das eine, Fiktion etwas völlig anderes.» Um die Sphären voneinander trennen zu können, brauche es stets eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema: «Und eine genaue Recherche.»
Dass sie diese gerne auch «Schindlers Liste»-Regisseur Steven Spielberg verordnet hätte, liess die Schriftstellerin ebenfalls durchblicken. Sie erinnerte sich an eine Einladung, die der Filmemacher Emilie Schindler 1993 zukommen liess. «Er bat sie darum, bei den Aufnahmen der letzten Filmszene in Jerusalem dabei zu sein, in der die Schindlerjuden das Grab von Oskar besuchen.» An einem Dinner mit der Filmcrew sei der Witwe von Oskar Schindler, ein Platz an einem der hintersten Tische zugewiesen worden. «Niemand der wichtigen Leute wusste, wer sie war oder was sie geleistet hatte», erklärte Erika
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Rosenberg, die ihre Freundin auf der Reise nach Jerusalem begleitete. Bis auf einmal ein älterer Herr auf Emilie zugegangen sei und sie wiedererkannt habe. «Sie sind Frau Schindler», habe dieser gesagt. «Sie waren wie eine Mutter zu uns. Sie haben uns gerettet.» Daraufhin habe sich eine grosse Menschentraube gebildet, bei der viele Menschen Emilie ihren Dank aussprachen. «Herr Spielberg hat die Szene aus sicherer Distanz beobachtet. Er ist nicht zu uns gekommen.»
Zahlen und Fakten Der Holocaust und seine Opfer Rund sechs Millionen Juden sind zur Zeit des Zweiten Weltkriegs durch die Nationalsozialisten entrechtet, verfolgt und schliesslich ermordet worden: in «Todesfabriken» weit im Osten, in Konzentrationslagern in Deutschland oder von «Einsatzgruppen» hinter der Front. Dabei hatten das deutsche Nazi-Regime und seine Helfer den Völkermord an den Juden – auch als «Holocaust» (altgriech.: «vollständig verbrannt») oder «Schoah» (hebr.: «Unheil, Katastrophe») bezeichnet – von 1941 bis 1945 systematisch durchgeführt. Ab 1942 kamen dabei industrielle Tötungsmethoden zum Einsatz. Dieses Verbrechen gegen die Menschheit gründete wesentlich auf dem staatlich propagierten modernen Antisemitismus sowie der entsprechenden rassistischen Gesetzgebung des NS-Regimes und hatte zum Ziel, alle Juden im deutschen Einflussbereich zu vernichten. Dabei standen sich Opfer und Täter aber nur selten von Angesicht zu Angesicht gegenüber: Ein gewaltiger bürokratischer Apparat half den Tätern, die systematische Vernichtung von Menschenleben zu organisieren und sich so hinter Weisungen und Paragrafen zu verstecken. Bei angeordneten Massenerschiessungen und in den Gaskammern von Konzentrationsund Vernichtungslagern wie Treblinka, Belzec, Sobibor oder AuschwitzBirkenau wurden neben Angehörigen der jüdischen Gemeinschaft auch Sinti und Roma, Homosexuelle sowie politische Gegner des NS-Regimes ermordet. Die Gesamtzahl der Menschen, die im Zweiten
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Weltkrieg von 1939 bis 1945 durch Kriegshandlungen, Kriegsfolgen oder Massenverbrechen ihr Leben liessen, wird von Historikern heute auf bis zu 80 Millionen geschätzt.
mz
Erika Rosenberg Schriftstellerin und Biografin
In einem Punkt war Oskar ebenso heldenhaft wie Emilie: Er war mutig